Bab el-Hosan

"Tor des Pferdes"

last update: 05.09.2008

 

Das Bab el-Hosan liegt nördlich des Aufweges und wurde durch Zufall 1898 von Howard Carter gefunden.

Es gehört in die früheste Bauphase der Tempelanlage. Aus diesem Grund sieht man in ihm das ursprüngliche, später aufgegebene oder in einen Kenotaph umgewandelte Königsgrab.
Die Datierung beruht auf der Tatsache, dass der Dromos mit seiner Schräge auf eine tiefergelegene Hoffläche mündet. Diese Schräge wurde später auf die neu angelegte Hofhöhe verlängert.

Plan und Schnitt durchs Bab el-Hosan
Thomas fig. 4
 

In das Grab führt eine 40 m lange Passage [1] bis zu 17 m tief unter die Oberfläche. Am Ende befand sich eine Tür die mit einer intakten Ziegelmauer verschlossen war. Carter [2] spricht von einer 3,75 m dicken Mauer! Dahinter verbarg sich ein 150 m langer Korridor, der bis auf einen Kalbskopf und zwei Vorderteilen fundleer war. Am Ende des zweiten Korridordrittels fand ein kleiner Schacht mit einem Holzkästchen. Nischen, wie im Korridor des Grabes Naville 14, fanden sich dagegen keine.

Eingang zum Bab el-Hosan (ca. 1901)
Arnold Mentuhotep Notes pl. 18a (oben)
(unten) Ansicht 2003; eigenes Foto

Grabkammer am Ende des Ganges mit eingewickelter Ka-Statue und Sarg 
Carter: before Tutankhamun

 

Der Korridor endete in einer Grabkammer. Sie barg neben einem leeren Holzsarg, eine in feinstes Leinen eingewickelte, bemalte Sitzstatue (Kairo JE 36195) von ca. 2 m Höhe.

Die gefundene Sitzstatue gleicht zwei weiteren als "Hebsed"-Statuen betrachteten Statuen, die später im Hof gefunden wurden und dort Heute noch stehen
Der Holzsarg trug rundherum ein Inschriftenband. Leider nennt es keinen Namen. Am Ende des Raumes befand sich ein Opferaufbau: Tisch, Töpfe, schmale Schüsseln mit den Knochen zweier Enten (?) und den Vorderteilen von Kälbern.
Bei der Prüfung des Bodens stellte Carter fest, dass ein Schacht nach unten führte. Am Schachtende fand er den Durchgang zu einer kleinen Kammer, worin er zwischen dem Schutt weitere Tüpfe, sowie drei grobe Modell-Holzboote entdeckte.
Die Frage nach dem Zweck dieses Grabes wurde noch nicht abschließend geklärt. Die Statue trägt einen als "Hebsed"-Mantel bezeichneten kurzen Mantel. Störend beim Gedanken an eine Hebsed-Statue ist die schwarze Körperfarbe. Sie repräsentiert eher einen Osiris-/Totenkult. Und wie ist der Sarg zu erklären? So stellen sich manche die Frage ob es sich hier um ein nach Theben geholtes Osiris-Grab handelt.

Bei den im Hof gefundenen Sitzstatuen sind keine Farbreste erhalten. Allerdings sprechen die intensiv roten Beine für eine ehemalige (schwarze?) Bemalung der Figur.

Wenn Wildung [3] Mentuhotep Nebhepetre und seine Frauen aufgrund der Darstellungen in den Reliefs als ethnisch dem nubischen Volk zugehörig beschreibt, dann könnte man sich auch überlegen ob die schwarze Farbe nicht die tatsächlich noch dunklere Hautfarbe kennzeichnet.

Foto: K. H. Leser

 
 

1  auch Dromos genannt

2  Carter, Howard: Report on the tomb of Mentuhotep Ist at Deir el-Bahari, known as Bab el-Hocan. - In: ASAE 2/1901, p. 201-205

3  Wildung, Dietrich: Ägypten 2000 v. Chr.. Die Geburt des Individuums. München 2000

   

 

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