Wadi Schatt er-Rigale

last update: 13.07.2009

 

1  GPS-Daten: 24° 41' 6,994 Nord   32° 55' 29,144 Ost 

Das Wadi Schatt er-Rigale [1] liegt zwischen Edfu und Kom Ombo, wenige Kilometer nördlich von Gebel el-Silsile.
An der südlichen Eingangsflanke findet man mehrere Graffiti aus der Zeit Mentuhotep Nebhepetres, wovon zwei (Nr. 1 und 3 im Bild unten rechts) den König selber zeigen. Das Dritte (Nr. 2 im Bild) ist eine Sammlung von Graffiti verschiedener Beamter seiner Zeit.

Blick in den Eingang des Wadis (Nov. 2006)
 

Lage der hier besprochenen Graffiti
 

Warum ausgerechnet hier? Dazu gibt es unterschiedliche Meinungen. Einmal wurde [2] im Wadi Schatt er-Rigale der von Mentuhotep Nebhepetre bevorzugte braunviolette Sandstein abgebaut, dessen Gesteinsqualität hier lediglich den Abbau kleinerer Steinblöcke zuließ. Zum anderen gilt Schatt er-Rigale als bevorzugtes Jagdgebiet unter Mentuhotep Nebhepetre [3].
Aus welchem Grund auch immer, es entstanden hier zwei interessante Graffiti die Mentuhotep zeigen. 
 
Eines [4] zeigt den König zusammen mit seiner Mutter JaH und einem Antef-König.

Zur Verdeutlichung eine Umzeichnung.

Petrie: Season pl. XVI
 

Die Beischriften sind knapp. Vor dem König steht sein Horusname Semataui und sein Thronname Nebhepetre mit dem Wunsch: er lebe ewiglich. Die Frau hinter ihm wird als die von ihm geliebte Königsmutter JaH bezeichnet. Die anwesende Privatperson ist der königliche Siegler und Schatzmeister $tj
Die Interpretation der königlichen Figur vor Mentuhotep Nebhepetre ist umstritten. Laut Beischrift ist es der geliebte Gottesvater, Sohn des Re Antef, er lebe ewiglich. Der Begriff des Gottesvaters bezeichnet in der Regel nicht den leiblichen Vater und Vorgänger eines Königs, sondern dessen Schwiegervater oder einen Erzieher des Kronprinzen. Zudem ist es ein Priestertitel. Schenkel [5] stellt mit Literaturangaben die Interpretationen zu dieser Figur zusammen:
  • ein nubischer Vasall
  • ein abgesetzter Vorgänger des Königs Nebhepetre
  • ein Antef der (frühen) 11. Dynastie, der noch lebte
  • ein Antef der (frühen) 11. Dynastie der bereits verstorben war
  • einen Sohn und Erben Mentuhotep Nebhepetres
Diese Interpretationen erscheinen mir zum Teil etwas abenteuerlich. Fakt ist, alle drei Antefs vor Mentuhotep tragen den Titel Sohn des Re, alle drei Antefs sollten bereits verstorben sein damit Mentuhotep an die Macht kam.

Die Frage wäre, wie ist der Titel des Gottesvaters zu verstehen? Nach der Übersetzung der einschlägigen Wörterbücher - als Schwiegervater? Dann müssten wir hier in erster Linie wohl den Vater seiner Schwestergemahlin Neferu sehen? Deren Vater sollte aber auch sein Vater sein. Warum sollte er den eigenen Vater aber nicht auch als solchen bezeichnen? Oder sollen wir Gottesvater hier doch einfach mit dem leiblichen Vater übersetzen?

 

Ein weiteres Graffito [6] des Schatzmeisters $tj zeigt uns Mentuhotep Nebhepetre.

Zu sehen ist lediglich $tj mit dem bereits genannten Titel eines Schatzmeisters vor Mentuhotep Nebhepetre. Dieser trägt hier nicht die Doppelkrone, sondern die weiße Krone Oberägyptens. Zudem scheint er in einem Heb-Sed-Mantel abgebildet zu sein. Das Graffito datiert auf Grund der Datumsangabe rechts in das Jahr 39.

Gestermann, Kontinuität Abb. 3
 

Auch seine Beamten hinterließen im Schatt er-Rigale Inschriften. So zum Beispiel eine Ansammlung mehrerer Graffiti [7] die Winlock abzeichnete. Hier werden u.a. die zeitgenössischen Beamten Dagi, Meru, Meketre und Jajj genannt.

Winlock, Rise and Fall, Pl. 39
 

 

1  GPS-Daten: 24° 41' 6,994 Nord   32° 55' 29,144 Ost 

2  lt. Klemm, Rosemarie und Dietrich: Steine und Steinbrüche im Alten Ägypten. Berlin - Heidelberg - New York 1992

3  so LÄ, Schatt er-Rigale

4  Nr. 1 im Bild oben rechts

5  Wolfgang Schenkel: Memphis - Herakleopolis - Theben. Die epigraphischen Zeugnisse der 7.-11. Dynastie Ägyptens. Wiesbaden 1965, S. 208

6  Nr. 3 im Bild oben rechts

7  Nr. 2 im Bild oben rechts

 
   

         mentuhotep.de                                                                                                                                     ©  E. Noppes