Abydos

last update: 01.04.2009


Abydos ist während der gesamten Geschichte Alt-Ägyptens unbestreitbar ein Hauptkultort. Für Mentuhotep Nebhepetre hat er noch eine zusätzliche Bedeutung. Abydos bildete lange Zeit die Nordgrenze seines Machtbereiches. Hier endet seine, uns bekannte, Bautätigkeit. Es gibt bisher keine Funde von Bauten Mentuhotep Nebhepetres nördlich von Abydos.

Der wichtigste Tempel in Abydos war zu dieser Zeit der Komplex des Chontamenti ( im Plan Blau markiert) [1]. Hier befand sich zumindest seit Pepi I. ein Tempel des Nekropolengottes. Erst im Mittleren Reich verschmelzen Chontamenti und Osiris zu dem für Abydos so geläufigen Osiris-Chontamenti. Eine Inschrift Mentuhotep Nebhepetres determiniert den Namen Chontamenti bereits mit dem Osiris-Determinativ   [2].  

 PM V, p. 38
 

Zur groben Orientierung hier die Innenstruktur des Tempels nach der Grabung von Petrie.

Petrie, Abydos, pl. XLIX
 

Petrie, Abydos, pl. LIV
 

Innerhalb dieses Komplexes fand Petrie Tempelteile, die er Mentuhotep Nebhepetre zuwies. So z. Bsp. Reste eines Altarbereichs (im Plan Rot markiert) und 5 Säulenbasen aus Kalkstein (im Plan Grün). Die Säulenbasen datiert er nur indirekt in die Zeit Mentuhotep Nebhepetres. Sie gehören in eine Grabungsschicht zwischen Pepi I. und Mentuhotep Seanchkare [3]. In Ermangelung weiterer in Frage kommender Bauherren nimmt der Ausgräber daher als Bauherrn Mentuhotep Nebhepetre an.
Den Tempel rekonstruiert er mit einem weit geöffneten Portikus im Osten, bestehend aus einer 8-Säulenfront. Im Gegensatz zum Tempel Pepis I. sind die Bauten, die Mentuhotep Nebhepetre zugeschrieben werden aus Stein.

Im Altarbereich fanden sich zwei grob gearbeitete Altäre aus rotem Granit. Sie standen Seite an Seite. Ihre Ablauftüllen wiesen gen Norden und waren in diese Richtung abgeschrägt. Die Altarteile, die sich noch in situ befanden, tragen als Inschrift lediglich die Kartusche des Herrschers und Gabenbringer. Petrie vermutet deshalb hier [4], von Norden her, einen Zugang zum Tempel.
Neben dem Altararrangement fand er eine rechteckige, mit Sand gefüllte Grube in der lediglich zwei Teile von Rippenknochen und ein Stück eines zerstörten Gefäßes zutage kamen. Das Keramikstück datiert eventuell in die 11. Dynastie. 

Ausschnitt des Altarbereichs aus Petrie, Abydos, pl. LIV
 

Oberhalb des Sandes fand Petrie eine knapp 13 cm (5 inch) starke Schicht aus Sandsteinchips. Hierbei handelt es sich um "such as Mentuhotep used in his building" [4]. Mentuhotep Nebhepetres Bauwerke scheinen bevorzugt aus einem roten Sandstein gearbeitet worden zu sein der im Wadi Schatt er-Rigale abgebaut wurde. Wahrscheinlich ist dieser Stein mit seiner Aussage gemeint.
Auch das Loch (im Plan Nr. 66) möchte Petrie in diese Zeit datieren. Im Loch fand sich Keramik der 11. Dynastie.
 

1914 fand Lefebvre 2 weitere Blöcke am selben Ort. Eine Beschreibung der Stücke findet sich bei Habachi [5] und Decker [6].

Demnach zeigt JE 25044 das Oberteil des nach rechts gewendeten Königs unter den ausgestreckten Flügeln eines Falken. Der König trägt die Weiße Krone Oberägyptens, einen Zeremonialbart und einen mehrreihigen Halskragen. Der erhaltene Körperteil scheint bis zum Ansatz eines Hüftschurzes und eines Tierschwanzes zu reichen. In der linken Hand hält er die Geißel, in der rechten den mks. Hinter ihm sind die Zeichen der halbrunden Wendemarken erhalten. Vor ihm findet sich die Göttin Meret. Von einer Beischrift ist lediglich ein "Geben der Felder ..." erhalten.
Die Beschreibung deutet auf eine Darstellung des Hebsed-Laufes hin. Guglielmi [7] nennt als einzige Wiedergabe des Hebsed-Laufes im Mittleren Reich allerdings nur die Darstellung im Totentempel Mentuhotep Nebhepetres in Deir el-Bahri. Arnold [8] und Hornung - Staehelin [9] erwähnen den Block ebenfalls nicht. Hier stellt sich nun die Frage, ob der Block inzwischen in Vergessenheit geriet, oder umdatiert wurde [10].

Der zweite Block JE 25045 zeigt einen knienden König beim Opfer mit zwei Vasen vor einem Gott, der in einen Mantel eingehüllt ist aus dem seine Hände HkA und nxx Zeichen heraushalten. Laut Habachi [11] findet sich der "prenomen" über der Darstellung des Königs und die Aussage "geben von Milch". Die Beischrift des Gottes spricht vom "Geben von Ober- und Unterägypten ... wie Re ewiglich". Eine Beschriftung im Museum Kairo bezeichnet den Gott als eine Darstellung des Königs selber. Dies möchte Habachi der Darstellung nicht entnehmen [12].
 

Petrie fand während seiner Grabung 1902-03 mehrere Sandsteinblöcke im Osiriskomplex der 18. Dynastie verbaut, die er einem Gebäude Mentuhotep Nebhepetres zuweist. Für ihn der erste nachgewiesene Steintempel in Abydos.
 
Verschiedene Stücke der Grabung Petries tragen eine Inschrift. So wie hier ein heute in Berlin befindlicher Block:

Berlin Inv. Nr. 16715 aus: Ägyptische Inschriften aus den Königlichen Museen zu Berlin, Leipzig 1913 Bd. 1 S. 211
 

Dazu passt ein Block der sich heute in Boston, im Museum of Fine Arts befindet.

Petrie, Abydos, pl. XXIV
 

© MFA Boston
 

Unter der Himmelshieroglyphe verläuft eine waagrechte Inschriftenzeile mit einer Weiheinschrift. Darunter steht der Darstellung des Königs, zu erkennen am noch erhaltenen Falken und der Kartusche, eine Opferliste gegenüber. Die Blöcke stammen, auch wenn die Weiheformel hier fast passend weitergeführt wird, wohl nicht von einer Wand. Der Aufbau der Opferliste ist unterschiedlich. 

Unter Zuhilfenahme eines weiteren Blockes, lässt sich die Inschrift heute zum größten Teil rekonstruieren. Dieser Block stammt von der gegenüberliegenden Wand:

Petrie, Abydos, pl. XXV
 

Zusammengesetzt ergibt sich demnach folgende Inschrift:

Habachi, Monuments fig. 3
 

anx @r %mA-tAwj njsw.t bj.t sA-Ra MnTw-Htp jrj.n.f [m mnw.f n] [...] m Hw.t-nTr #ntj-Imn.tjw r jr.t n.f Htp-nTr jm.s m Aw.t D.t
nach der Titulatur des Königs Mentuhotep folgt: das er gemacht hat [als sein Denkmal für] [...] in der Hw.t-nTr des Chontamenti, um für ihn ein Gottesopfer darin zu machen ewiglich [13].
 
Die Titulatur nennt den Horusnamen Semataui. Das Monument stammt demnach aus der letzten Phase seiner Regentschaft. Die Inschrift gibt, im Anschluss an die Titulatur Mentuhotep Nebhepetres an, dass es gebaut wurde für  einen nicht mehr erhaltenen Empfänger in der Kapelle des Chontamenti. Auf diesen Blöcken befindet sich auch das oben bereits erwähnte Osiris-Determinativ hinter dem Namen des Chontamenti.
Habachi [14] vermutet in dem nicht mehr erhaltenen Empfänger der Stiftung den König selber. Diese Auffassung beruht wahrscheinlich auf dem heute in London befindlichen Block:

BM 119 (628) aus HTBM 1,1 pl. 48
 

Hier findet sich nach einer Auflistung von Opfern der Satz:
Htp.w nb DfA.w nb n twt n njsw.t bj.t (Nb-Htp-Ra) [14]
also ein Opfer für die Statue des Königs Mentuhotep Nebhepetre.

Demnach handelt es sich hier in Abydos, wie auch in Dendera um eine Ka-Kapelle.
 
Petrie fand weitere Stücke mit Inschriftenresten und Namen Mentuhotep Nebhepetres. Der hier verwendete Thronname Nb-Hpt-Ra,  in dieser Schreibweise, deutet ebenfalls auf seine späte Regierungszeit hin.

Petrie, Abydos, pl. XXIV

In Brüssel befindet sich ein Rest eines Blockes mit mindestens zwei Bildregistern die den König vor einer Gottheit zeigten:

Brüssel E 748 aus: Petrie, Abydos, pl. XXIV
 

Wie sah die Ka-Kapelle in Abydos aus? Wenn Petries Annahme stimmt, dass zum Tempel Mentuhotep Nebhepetres auch die Säulenstellung gehört, dann hat sie baulich weniger Ähnlichkeit mit der Kapelle in Dendera. Von dieser ist lediglich der eine Raum erhalten geblieben. Zudem weist Habachi bei den beiden von Lefebvre ins Museum gebrachten Stücken explizit auf ihr anderes Material, nämlich Kalkstein, hin [5].  Es ist nicht zu erwarten, dass beide Materialien in ein und demselben Gebäude verbaut waren. So müssten wir uns in dem Tempel in Abydos ein größeres Bauwerk als in Dendera vorstellen, oder mehrere kleine.

Beide Ka-Kapellen, Abydos und Dendera, überliefern die frühesten Bauinschriften ihres ehemaligen Standortes [15].
 

1  heute Kom el-Sultan

2  LÄ I, s.v. Abydos Sp. 31; siehe z. Bsp. den Block im Museum Boston

3  Petrie, W. M. Flinders, Abydos. London 1902 ff, Bd. II  p. 15

4  Petrie, W. M. Flinders, Abydos. London 1902 ff, Bd. II  p. 14

5  Habachi, Labib, King Nebhepetre Menthuhotep: His Monuments, Place in History, Deification and unusual Representations in the Form of Gods, in: MDAIK 19/1963, p. 17 nennt das Material ganz bewusst mit Hinweis auf die Sandsteinblöcke die Petrie gefunden hat.

5 Inventarnummern Kairo JE 25044 und JE 25045, nach Habachi, Labib, King Nebhepetre Menthuhotep: His Monuments, Place in History, Deification and unusual Representations in the Form of Gods, in: MDAIK 19/1963, p. 17

6  Decker, Wolfgang und Michael Herb, Bildatlas zum Sport im Alten Ägypten, Leiden 1994 S. 39 nennen als Inventarnummer allerdings JE 45044 - ein Schreibfehler?

7  Guglielmi, Waltraud, Die Göttin Mr.t. Entstehung und Verehrung einer Personifikation, Leiden u.a. 1991, S. 31

8  Arnold, Dieter, Der Tempel des Königs Mentuhotep von Deir el-Bahari. Band II. Die Wandreliefs des Sanktuares. Mainz 1974, S. 27f

9  Hornung, Erik - Staehelin, Elisabeth, Neue Studien zum Sedfest, Basel 2006 S. 19

10 Hornung, Erik - Staehelin, Elisabeth, Neue Studien zum Sedfest, Basel 2006 S. 13-33 erwähnen den Block auch bei keinem anderen Herrscher.

11 Habachi, Labib, King Nebhepetre Menthuhotep: His Monuments, Place in History, Deification and unusual Representations in the Form of Gods, in: MDAIK 19/1963, p. 17

12 Habachi, Labib, King Nebhepetre Menthuhotep: His Monuments, Place in History, Deification and unusual Representations in the Form of Gods, in: MDAIK 19/1963, p. 17

13 Grallert, Silke, Bauen - Stiften - Weihen. Ägyptische Bau- und Restaurierungsinschriften von den Anfängen bis zur 30. Dynastie. Berlin 2001 S. 469

14 Grallert, Silke, Bauen - Stiften - Weihen. Ägyptische Bau- und Restaurierungsinschriften von den Anfängen bis zur 30. Dynastie. Berlin 2001 S. 470

15 Grallert, Silke, Bauen - Stiften - Weihen. Ägyptische Bau- und Restaurierungsinschriften von den Anfängen bis zur 30. Dynastie. Berlin 2001 S. 435 und 469

   

   

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