Hapuseneb (TT 67)

ein wiederverwendetes Grab aus dem Mittleren  Reich?

last update: 05.09.2008


Auf den ersten Blick erscheint das Grab des Hapuseneb (TT 67) ein wiederverwendetes Grab aus der Zeit des Mittleren Reiches zu sein.
Die Fassade mit ihren nachträglich verbauten Interkolumnien erweckt diesen Eindruck. Nichts wäre leichter wie eine geböschte Fassade der Pfeiler abzuarbeiten und somit die Pfeiler schlanker zu machen. Die, wie im Mittleren Reich durchgängigen, Pfeilerzwischenräume können nachträglich zugemauert werden.

Auch eine Raumhöhe kann geändert werden, besonders wenn sie lediglich angehoben werden müsste um "modernen" Maßstäben des frühen Neuen Reiches gerecht zu werden. Um die Frage zu klären muss wohl das gesamte Grab angeschaut werden.

Betrachten wir den nebenstehenden Plan, so sehen wir ein unfertiges Grab. Die rechteckige Kultkammer mit ihren 4 Säulen sollte scheinbar erweitert werden. Diese Erweiterung wurde aber gestoppt und die bereits abgetragenen Wandteile wieder aufgefüllt.

Plan Fig. 179 aus Kampp, Nekropole; nachbeschriftet
 

Blick in die Kapelle mit südlicher Ausbuchtung
 

Die Kapelle präsentiert sich im Rohzustand. Sollten hier einmal Abgänge in eine Grabkammer geplant gewesen sein, so wurden sie nicht fertig gestellt. Die heute in einem sehr zerstörten Zustand anzutreffende Kultkammer war ursprünglich bemalt.

Der Zustand lässt nicht erahnen, dass sich noch farbenfrohe Malereireste in dieser Kammer befinden. Über größere Strecken haben sich auf der Decke Malereien erhalten. An den Kapitellen der Säulen finden sich Darstellungen des Grabinhabers.

Blick durch die Kultkammer auf die Kapelle
 

 
Die Malerei im Grab ist ausnahmslos aus der Zeit des frühen Neuen Reiches, als Hapuseneb - ein Zeitgenosse Hatschepsuts - es sich als Grabstätte fertig stellen ließ. Hapuseneb ist neben seinem Grab auch noch von Statuen und einer Kapelle in Gebel el-Silsila bekannt [1].

Die Decke der Kultkammer war mit unterschiedlichen Mustern verziert. Während die Decke der süd-östliche Hälfte des Raumes ein Muster aus weißen Blumen [2] zierte, war der direkte Durchgang vom Korridor zur Kapelle mit einem geometrischen Muster geschmückt. Diesen Mix aus verschiedenen Mustern an Decken finden in zahlreichen Gräbern. Was hier im Bild wie ein Riss in der Decke erscheint ist ein Absatz.

Deutlich kann man auf diesem Bild ersehen, dass die Decke dieser beiden Raumviertel niedriger ist als die des Durchganges und auch der westlichen Raumhälfte. Wo sich sonst im Grab ein Cheker-Fries unter der Decke entlang zieht befindet sich an dieser Stelle ein Inschriftenband von dem nicht viel mehr wie der Name des Grabherren vor dem zerstörten Kopf noch zu entziffern ist. Zugleich zeigt das Bild den Grabherren in anbetender Haltung zum Grabausgang hin orientiert vor einem Opferaufbau. Es handelt sich hierbei um ein Kapitell. Unter dem Bildnis wurde der Pfeiler zur Säule abgerundet.
Eine Erklärung für die Unterschiede der Deckenhöhe in einzelnen Raumabschnitten ist mir nicht bekannt.
Soweit nichts was eine Hilfe zur Datierung des Grabes ist.
Gehen wir etwas weiter nach draußen, in den Korridor. Auch hier Spuren der Bemalung. Das Band des Cheker-Frieses unter der Decke. Der Kopf des Grabherren mit Resten einer Inschrift. Am linken Bildrand noch zu erkennen, die Raumhöhe des Korridors liegt über der Höhe des Durchganges. Ebenso noch in Resten zu sehen ist, dass der Korridor sich für den Durchgang, die Tür, verengt. Im Mittleren Reich geht er ohne Unterbrechung, ohne Verengung in die Kultkammer über.

Die Verengung ist aus dem anstehenden Fels gearbeitet. Kein Datierungskriterium. Der Durchgang zur Kultkammer war auch im Mittleren Reich bereits aus dem Stein gearbeitet. Ganz anders der Durchgang vom Pfeilergang zum Korridor. Dieser geht im Mittleren Reich nahtlos, ohne betonte Türkammer, ineinander über während wir im frühen Neuen Reich auch hier eine aus dem Stein gearbeitete Türkammer vorfinden.
Im Korridor finden sich nur wenige Spuren von Dekoration. Betrachten wir den Eingang zum Korridor.

Das linke Bild zeigt die Durchgangssituation aus dem Korridor heraus. Deutlich zu sehen eine Türkammer [3] aus dem anstehenden Felsen gearbeitet. Das rechte Bild zeigt die Durchgangssituation von der Querhalle aus. Zu erkennen ein erhabenes Türgewände aus Stein. Auch dieser Teil des Grabes weist auf eine Entstehung im frühen Neuen Reich hin.
Einzig der erste Anschein, die Fassade mit den großen Interkolumnien scheint entweder der Anfang eines unfertigen Grabes aus dem Mittleren Reich zu sein, oder von dem Erbauer der Anlage im frühen Neuen Reich als Rückgriff auf die Form des Mittleren Reiches geplant worden zu sein.
Nicht überbewerten sollte man an dieser Stelle die aus Ziegeln gemauerte Tür, oder Verengung, im Mittelbereich der Grabfassade. Sie kann auch in schlechter Gesteinsqualität begründet liegen oder Zeugnis einer Bauplanänderung sein.

Trotz allem lassen sich hier am  südlichen Ende des Grabes die Felsreste am Boden nicht übersehen. Reste einer ehemals geböschten Fassade? Oder einfach nicht fertig gestellt?

Friederike Kampp weist darauf hin, dass es sich hierbei auch um einen stehen gelassenen kleinen, vorspringenden Sockelstreifen handeln kann. Diesen findet man auch beim Grab des Senenmut (TT 71) und dem Grab des Puimre (TT 39). Sie folgert: Aufgrund der gesammelten Erfahrung beim Vergleich verschiedener Portikusgräber und der Gestaltung des Zugangs zur Längshalle erscheint es derzeit wahrscheinlicher, kein MR-Grab in der Vorläuferform von TT 67 zu vermuten, sondern einen Bau aus der ausgehenden XVII./beginnenden XVIII. Dyn. - falls nicht sogar die gesamte Planung des Portikusgrabes auf @p.w-snb zurückgeht, der dann selbst eine Planänderung vornahm. [4]
 

1  Näheres zu seiner Person findet man auf der HP Maat-ka-ra.de

2  sternförmige Blumen symbolisieren häufig Sternendecken. Vergleiche hierzu u.a. das Tuch über dem 2. Schrein von Tutanchamun, oder dessen Pantherfellumhang aus Stoff auf dem Blumen und Sterne aus Goldblech aufgenäht sind.

3  als Türkammer bezeichnet man die Veränderung eines Durchganges wegen einer Tür. Hierbei kann es sich um eine Verengung oder Erweiterung handeln. Dazu gehört auch der Bereich den die geöffnete Tür an der Wand einnimmt. Zur Gebrauch der Türkammer im Mittleren Reich und im frühen Neuen Reich siehe: Kampp, Friederike: Die Thebanische Nekropole. Zum Wandel des Grabgedankens von der XVIII. bis zur XX. Dynastie. Mainz 1996, S. 290 Anm. 4

4  Kampp, Friederike: Die Thebanische Nekropole. Zum Wandel des Grabgedankens von der XVIII. bis zur XX. Dynastie. Mainz 1996, S. 289

 

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