Saffgrab

last update: 05.09.2008


Das Saff-Grab hat seinen Namen vom arabischen Begriff „Saff“ für Reihe und leitet sich von den in einer Reihe stehenden Pfeilern am Grabeingang ab. Zu Deutsch sind es demnach Pfeilergräber. Arnold [1] benutzt dafür den Begriff "Pfeilertyp", gebräuchlich ist ebenfalls der Begriff des Portikusgrabes [2].

Zwei Saff-Gräber in Schech Abd el-Gurna
 

Es handelt sich um eine lokal und zeitlich begrenzte Grabform des thebanischen Raumes in der 1. Zwischenzeit und der frühen 11. Dynastie mit einer kurzen Renaissance in der frühen 18. Dynastie. Außerhalb von Theben finden wir Grabanlagen dieses Typus lediglich in Erment [3], Gebelein [4] und Dendera [5].
Zu den frühesten datierbaren Saff-Gräbern gehören die "Königsgräber" in El-Tarif.

Vivant Denon: Voyage, nach Clayton wiederentdeckte Ägypten S. 133
 

In Theben findet man diese Grabform im Friedhof El-Tarif, im Gebiet von Deir el-Bahri, dem Asasif und in Schech Abd el-Gurna.
Die Landschaft in El-Tarif, wohl der Entstehungsort dieser Grabform, hat keinen aufsteigenden Fels, d.h. keine Felswände in die die Gräber hineingebaut werden konnten. So baute man versenkte Vorhöfe mit einer Tiefe von 3-6 m auf einer Länge von bis zu 300 m.  
Das ursprüngliche Saff-Grab besteht demnach aus einem langen, in den sanft ansteigenden Felsen geschnittenen Vorhof. In der Rückseite (Westwand) befindet sich, meist mittig, der Eingang in das Grab. Diesem Eingang ist eine einfache oder doppelte Pfeilerreihe mit bis zu 12 Pfeilern [6] in einfacher Reihung [7] vorgelagert. Der obere Abschluss war häufig eine Grabkegelreihe. Die Grabkegel der 11. Dynastie waren noch unverziert. Spätere tragen Siegelabdrücke mit Namen des Grabinhabers.

Saff el-Kisasija, Arnold, El-Tarif S. 30
 

nach LÄ V, sv Saff-Grab
 

Ein kurzer Korridor führt in die niedrige, quadratische Kultkammer. Diese hatte ursprünglich einen, später zwei Pfeiler [8].  Im Bereich des Saff el-Baqar befinden sich meist Zweipfeiler-Kultkammern, während sich um das Saff el-Dawaba in der Regel Einpfeiler-Kultkammern finden. So kann man eine Entwicklung vom Ein- zum Zweipfeilergebrauch in der Kultkammer annehmen. 

Blick in eine Einpfeilerkammer in der Nordwand von Saff el-Dawaba
 

In allen größeren thebanischen Gräbern des Mittleren Reiches ist in der Kultkammer eine Ka-Statue vorhanden gewesen, vor der der Totenkult vollzogen werden konnte [9]. Von der Kultkammer geht ein Gang oder Schacht zur Grabkammer ab.
Familienangehörige können rechts und links der Kultkammer des Grabinhabers mit eigenen Kult- und Grabkammern bestattet werden.
An den Seitenwänden des Hofes sind  bei größeren Anlagen die Kammergräber des Hofstaates/der Angestellten eingearbeitet.
Höfe sind durch das gesamte Mittlere Reich hindurch in der Regel nur seitlich begrenzt und nach vorne hin offen . Wie immer bestätigen auch hier Ausnamen (Meketre TT 280, Antef TT 386, oder Saff el-Kisasija) die Regel. Die niedrigen Seitenwangenmauern wurden den Abhang hinunter mit Ziegeln erbaut, die parallel zum Hanggefälle versetzt wurden. Diese sogenannten Seitenwangenmauer sind selten bis zu ihrem oberen Abschluss erhalten. Für das Neue Reich kann man stellenweise einen abgerundeten Abschluss, ähnlich der Aufwegsmauer Thutmosis III. annehmen. [10] Die Mauern im Tempel Mentuhotep Nebhepetres haben ebenfalls einen gerundeten Abschluss erhalten, so dass man diese Form der Mauerkrone auch für das Mittlere Reich annehmen kann.
 
Die Saff-Gräber werden von sogenannten Korridorgräbern [11] abgelöst. Diese verzichten auf die Pfeilerreihe vor dem Grabeingang und haben an dieser Stelle eine glatte Grabfassade. Zahlreiche Korridorgräber findet man am Nordabhang des Talkessels von Deir el-Bahri, wie zum Beispiel das Grab des Cheti.
 

Korridorgrab des Cheti, MMA 508 (= TT 311)
 

Die Sitte der Saff-Gräber lebt am Beginn der 18. Dynastie wieder auf. Ein Beispiel hierfür wäre TT 71, das erste Grab des Senenmut. Zum Teil wurden die alten Gräber einfach wiederbenutzt.
 

1  Arnold, Dieter: Das Grab des Jni-jtj.f. Die Architektur. Mainz 1971, S. 37

2  Kampp, Friederike: Die Thebanische Nekropole. Zum Wandel des Grabgedankens von der XVIII. bis zur XX. Dynastie. Mainz 1996, Typ III b

3  Grab 1214

4  Grab des Iti

5  Grab 750

6  bei Privatgräbern - die "Königsgräber" haben mehr

7  die breiteste Pfeilerfassade hat MMA 1120

8  ein 2-Pfeilerraum kommt bereits in den AR-Gräbern Thebens vor

9  Arnold, Dieter: Gräber des Alten und Mittleren Reiches in El-Tarif, Mainz 1976, S. 37

10 Kampp, Friederike: Die Thebanische Nekropole. Zum Wandel des Grabgedankens von der XVIII. bis zur XX. Dynastie. Mainz 1996, S. 61f

11 Kampp, Friederike: Die Thebanische Nekropole. Zum Wandel des Grabgedankens von der XVIII. bis zur XX. Dynastie. Mainz 1996, Typ III a

 

 

Entwicklung

Saff el-Dawaba

 

Saff el-Kisasija

 

Saff el-Baqar

 

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